„Ich bin wieder Single“, sagte eine Bekannte, und statt traurig zu sein, schwang in ihrer Stimme ein freudiger Unterton. Was war den da los; noch vor einem knappen halben Jahr schwärmte sie mir die Ohren voll von dem Mann auf der Parkbank. Er sah so traurig und verlassen aus, vertraute sie mir an, „da habe ich mich einfach dazugesetzt, und wir hatten sofort einen Draht zueinander“. Er war Witwer; also konnte man sich ruhigen Gewissens hin und wieder treffen. Schließlich war er fast 60 und auch im Alter sollte man das Leben doch in vollen Zügen genießen! Darin bestand Einigkeit.
Als die Einladung zu einer Reise in den Odenwald kam, war Wolke Sieben in Sicht. Ihr strahlendes Gesicht sprach Bände. Und jetzt das Aus? „Zuerst hielt ich ihn für schüchtern“, ereifert sie sich, „aber nein, der kommt aus dem Eismeer! Stell Dir vor, jeden Tag nur Küsschen auf die Wange; am Abend dann ein feierliches Gute-Nacht-Küsschen und hinterher sofortige Schnarchtöne aus dem Nebenbett. Das ist doch frustrierend!“ Da konnte ich ihr wirklich nicht widersprechen!
Der letzte Tag, die letzte Chance. Kosmetikverschönt und bereit zur Verführung tänzelte besagte Dame im neuen Seidenhemdchen durch Zimmer. Aber statt feurige Blicke zu werfen sah ihr Begleiter sie missbilligend an und meinte: „Du kannst ein Fleecehemd von mir kriegen und eine lange Unterhose; denn für den Spaziergang bist du viel zu kalt angezogen!“
Sagen Sie selbst: Wären Sie da nicht auch lieber wieder Single?
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