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Von Nathalie Schnabel
Hamburg. Das Donnern der Trommel vibriert im Raum. Die Stöcke fliegen durch die Luft und sausen auf die Kuhhaut nieder, die über die große japanische Trommel gespannt ist. Oliver Reichelt bewegt sich rhythmisch zur Musik, hält in kurzen Posen an, spielt dann weiter. Taiko ist kraftvoll, die Vibration in jeder Faser des Körpers zu spüren.
„Beim Trommeln geht es darum, die Verbindung zwischen Himmel und Erde zu finden“, sagt der 40-Jährige, nachdem er die Stöcker zur Seite gelegt hat.
„ Es geht darum, wie man mit sich selber in die Mitte kommt.“ Der studierte Japanologe leitet eine Taiko-Gruppe – in einem Bunker am S-Bahnhof Alte Wöhr, direkt am Stadtpark. In seiner Gruppe TamaDaiko bringt er seinen rund 20 Schülern die Kunst des japanischen Trommelns näher. Tama bedeutet auf Japanisch Seele, Daiko steht wie Taiko für das Trommeln. Reichelt hat sich viel mit der japanischen Mythologie befasst – das ist auch in seine Gruppe eingeflossen. „Taiko schüttelt einen richtig durch. Durch die Schwingungen wird das vegetative Nervensystem angeregt“, erzählt Reichelt. „Man muss den ganzen Körper bewegen und die ganze Seele.“ So kann der Trommler alle Ebenen seiner Person zum Ausdruck bringen – und genau darum gehe es beim Taiko.
In Japan hat das Trommeln bereits eine lange Tradition. Die Taiko-Rhythmen gehen in das vierte bis fünfte Jahrhundert zurück. Es gab eine Zeit, da hatte jedes Dorf seine eigenen Taiko-Klänge. Ursprünglich kommt das Trommeln aus der schamanischen Tradition und ist bis heute spirituell geblieben. Der Donner, an den die Trommeln erinnern, werden auf Japanisch auch als „Ruf der Götter“ oder „Stimmen der Götter“ bezeichnet.„Dass heißt, man spielt nicht für ein Publikum, man spielt für die Götter“, sagt Reichelt und lächelt.
In Japan gibt es bis heute rund 200.000 Taiko-Gruppen. In Deutschland wurde die japanische Trommelkunst Mitte der achtziger Jahre bekannter. Seither gibt es auch Gruppen in der Bundesrepublik. In Hamburg...