Quantcast
Channel:
Viewing all articles
Browse latest Browse all 21584

Der Rest vom Protest

$
0
0
Aktivist Ole-Simon (Mitte) und zwei Mitstreiter vor den Resten ihres Camps. Enttäuscht, aber entschlossen erklärt Ole-Simon: „Wir machen weiter!“Foto:Schlichtmann Von Klaus Schlichtmann City. Die zehn Männer der Stadtreinigung kamen morgens um 6 Uhr im Schutz der Dunkelheit und gut einem Dutzend Polizeibeamten: Das weltweit älteste Occupy-Camp auf dem Gertrudenkirchhof in der City ist am Montag früh weitgehend friedlich geräumt worden. Knapp 20 Aktivisten protestierten nach eigenen Angaben gegen die Abriss-Aktion - vier von ihnen wurden schließlich in Gewahrsam genommen, erhielten Platzverweise. Sechs Stunden nach Beginn der Räumung hatte die Stadtreinigung im Auftrag des Bezirksamtes Mitte zirka 100 Kubikmeter Sperrmüll wie Holzpaletten, Styropor-Matten und Plastikfolien mit sechs Lkw abtransportiert, mittags konnte die 350 Quadratmeter große Fläche mit der Flurstück-Nummer 1797 so gut wie besenrein übergeben werden. Damit endete nach über zwei Jahren die Protest-Aktion der Occupy-Bewegung im „öffentlichen Raum“ in der Hamburger Innenstadt. „Soziale Ungerechtigkeit, die Macht der Banken, der Einfluss der Wirtschaft auf die Politik“ - das waren einige der Kernthemen, die die Anhänger durch ihre Camps weltweit ins Bewusstsein der Bevölkerung vermitteln wollten - in Hamburg zunächst auf dem Gerhard-Hauptmann-Platz, nach dem Umzug der Zeltstadt seit 14 Monaten auf dem Gertrudenkirchhof, in Sichtweite der krisengeschüttelten HSH-Nordbank. Anfangs fanden die Aktivisten überwiegend Verständnis für ihr Anliegen, doch im Laufe der Zeit mehrten sich die kritischen Stimmen. Im Laufe der Zeit wuchs die Zahl derer, die sich gestört fühlten durch das Zeltlager im Herzen der Stadt - besonders die Anlieger (siehe weitere Texte auf dieser Seite). Zumal der Aktions-Charakter längst einer Form illegalen Wohnens gewichen war. Der Unmut einiger Geschäftsleute wuchs mit der Ausdehnung des Lagers. Waren es anfangs einige wenige Zelte, entstand nach und nach ein Hüttencamp mit festen Holzbauten, zum Teil zweistöckig - die Idee des politischen Protest in der Öffentlichkeit geriet dabei immer mehr in den Hintergrund, wurde immer mehr zum...

Viewing all articles
Browse latest Browse all 21584